Tuesday, 20 October 2009



Eine sehr feuchte Kälte sucht momentan Wien heim und liefert das perfekte Wetter für Kinobesuche, Museumsgänge, Back- und Stricknachmittage und Lesestunden mit Musikgenuss!





Heute gabs feurige Ingwer-Karottensuppe mit Polenta, Bio-Vielkornbrot mit Devonshire Cremehonig (Urlaubsgruß von unserer Englandsüdküstenreise) und North Yorkshire Irish Cream Tea. Dazu Papercuts, ein bisschen Sigur Ròs und natürlich mein Album der Woche: Ramona Falls!



Und Herbst ist hier immer so eine Vorfreudezeit, weil sich einfach so viel Erfreuliches ankündigt:

*Tolle Konzerte, die meiste Vorfreude für Grizzly Bear, Efterklang, the Dodos, Great Lake Swimmers, Soap and Skin und the Swell Season
*Erster Slow Food Markt in Wien, ich hoffe der wird ähnlich toll wie der in Bristol, Slow Food Stadt Nummer 1.
*Wieder ein gemeinsames Wochenende in der wundervollen Hundertwassertherme mit so leckerem, riesengroßen Biofrühstücksbrunch und anderem Verwöhnprogramm.
*Doch die meiste Vorfeude gilt dem Besuch von Johanna :)


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Atemschaukel

Tag 2.

210 Seiten

Nach wie vor bedrückende Stimmung mit dieser eindringlichen und trotzdem so distanzierten Sprache. Im Vordergrund steht im zweiten Drittel des Buches vermehrt die Sehnsucht nach der Heimat. Die Unfähigkeit, Zuhause ein Lebenszeichen zu hinterlassen - mich als Leser macht es innerlich fertig wie der Protagonist - noch halb ein Kind - mit seinem Heimweh kämpft. Hinzu kommt dieser schreckliche Hunger, denn man sich als heutiger Bewohner eines Industriestaates wohl nicht mal annähernd erdenken kann...

[...Ich habe meinem Heimweh schon lange trockene Augen beigebracht. Und jetzt möchte ich noch, dass mein Heimweh auch herrenlos wird. Dann sieht es nicht mehr meinen Zustand hier und fragt nicht mehr nach denen von Zuhause. Dann sind auch in meinem Kopf keine Personen mehr daheim, nur noch Gegenstände... ... Gegenstände sind klein oder groß, manche vielleicht viel zu schwer, aber sie haben ein Maß. Wenn mir auch das gelingt, ist mein Heimweh nicht mehr empfänglich für Sehnsucht. Dann ist mein Heimweh nur der Hunger nach dem Ort, wo ich früher einmal satt war...]

Dargestellt wird der Hunger als sogenannter 'Hungerengel', mit dem man den ewigen Kampf führt. Die Passagen mit dem Hungerengel erinner mich sehr stark an Delirien und stellen glaub ich auch solche dar.

Sehr traurig stimmen mich die Rückblicke von Leopold auf seine heile Kindheit, in die er sich immer wieder flüchtet um das kaltherzige Lager zu überleben.

6 comments:

Jochen Stachelrochen said...

yeah, Wien und ich und du! Meinem Papa habe ich heute morgen beim gemeinsamen Frühstück schon meine Pläne unterbreitet, meine Mama weiß es noch nicht. Die wollen ja nicht dass ich trampe, und Mama hat wohl immer noch damit gerechnet dass sie es mir zum Geburtstag schenkt... morgen muss ich es ihr wohl mal erzählen ;)
Der Herbst der Herbst, so wunderschön! Morgen backe ich schwedische Zimtschnecken, und Samstag wird es einen Isländertag geben, Wuschelmähnen und dickes Fell, herrlich!
Ich schlafe jetzt.
Knús.

fox without snow said...

Ja, das glaube ich auch. Die Widersprüchlichkeit in den Metaphern ist so auffallend, dass ich sie wirklich für ein zentrales Thema des ganze Buches halte. Er spricht ja teilweise selber darüber, warum diese Widersprüche existieren, wie als er das mit den Schwarzpappeln erklärt. Was ich auch interessant finde ist, dass die Sprache tatsächlich so distanziert bleibt. Das hast du ja auch zweimal geschrieben. Erstaunlich, weil sie gleichzeitig so poetisch und so voll von Bedeutung ist. Nichts "ist" einfach so.

Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist Oskar Pastior 2006 verstorben und 2004 haben er und Herta Müller diese Reise in die Ukraine gemacht. Ich denke schon, dass er das Buch hätte lesen können. Ich kann mit gut vorstellen, dass seine eigenen Gedichte sprachlich ähnlich sind, aber da müsste man sich mal informieren.

Und: gemütlich sieht das aus bei euch. Ich muss mir was überlegen, damit es bei mir im Büro auch ein bisschen angenehmer wird. Da ich sowieso jetzt die meiste Zeit hier verbringe...

Dreamer said...

Ahhhh, ein Foto, auf dem man dich fast ganz erkennen kann! Und krass, wie lang deine Haare sind. Und du hast Augen wie ein Reh.

Na ja, zu beneiden ist das nicht, was Linn und ich machen, so von wegen uns stressen... Ich persönlich warte schon auf meinen ersten Nervenzusammenbruch. Die Situation in der Uni ist grauenhaft, zu viele Studenten, zu wenig Räume und die Erstsemester haben einfach so richtig gute Netbooks bekommen, angeblich von Sponsoren aber eher von den Studiengebühren. Die Frau, die die Räume verteilt wird inzwischen bewacht und man kann ihr nicht mehr schreiben, weil sich alle wegen zu kleiner Räume beschweren und ihr sonst die Tür einrennen würden. Man wird aus Kursen rausgeschmissen, rausgelost und durch nicht bestandene Eingangstestate rausgekickt. So viel zu der Umgebungssituation. Und ich muss mich so viel ehrenamtlich engagieren. Klar will ich das auch. Aber da ich nie im Ausland studieren werde, muss ich was anderes vorweisen können um zu zeigen wie toll ich doch bin, wenns schon kein Semester an einer Superuni ist wie beim Mann in Schwarz. Dazu muss man gute Noten abliefern, damit die Eltern sehen, das die 700 € jedes Semester nicht umsonst invesiert werden und man einen Job bekommt. Wunderbar. Ich hätte gestern fast im Bus losgeheult als ich gemerkt habe, dass meine Kopfhörer kaputt sind und der Mann in Schwarz hat neulich in der Fachschaft einen lauten Wutanfall bekommen. Der wird normalerweise nie laut und ich heule auch nicht so leicht los! Soviel zur Situation. Und ich komme nicht zum Essen. Und wenn, dann esse ich ungesunden Kram und komme kaum noch in meine Hosen rein. Meine Haut wird auch immer schlechter und mein Zyklus spinnt. Eine Kollegin hat dauernd Ausschlag und auf einmal fangen Leute an zu rauchen die vorher nicht geraucht haben. So geht es hier ab. Und in der Uni, da ich ja eine beratende "alles wird okay und ich bin immer fröhlich"- und eine Vorbildfunktion habe, muss ich immer lieb und lustig sein. Manchmal machen wir die Tür zur Fachschaft zu, machen uns Tee oder Kaffee und tun so als wäre keiner da wenn jemand klopft und jammern herum :(

Jochen Stachelrochen said...

Christa, studierst du in Paderborn? Wegen der Laptop Sache, da haben die neuen nämlich auch alle eins bekommen...

Mama war eben böse und meinte wenn ich schon so nen Scheiß mache (trampen), soll ich es ihr wenigstens nicht erzählen.... ;)
Nicht einmal ein Monat mehr!
Ich lege jetzt eine Nachtschicht ein und schaue wie weit ich mit meinen Büchern komme...und morgen schneide ich meine Haaaaare.

Jochen Stachelrochen said...

Hannah!
Beim aufräumen eben gefunden: 11 Päckchen und 53 Briefe. Wir kennen uns schon verdammt lange!

Jochen Stachelrochen said...

plus circa 10 postkarten, die ich heute gefunden habe <3