'Neben dem Schrank tickte die Uhr. Das Pendel flog und schaufelte unsere Zeit zwischen die Möbel vom Schrank zum Fenster, vom Tisch zur Diwan, vom Ofen zum Plüschsessel, vom Tag in den Abend. An der Wand war das Ticken meine Atemschaukel, in meiner Brust war es meine Herzschaufel. Sie fehlte mir sehr.'
*
Seite 299.
ENDE.
Ein, trotz der so weit entfernten Sprache ein so nahegehendes Buch.
Die Rückkehr, die keine ist.
Die Angst, die bleibt.
Die Heimat, die keine wird.
Die Erinnerung, die brennt.
Die Ferne, die nährt.
Die Arbeit als zentrales Thema. Um den Hunger zu vergessen, das Heimweh, die Angst. Für mich wird es im Buch nicht direkt als exogener Zwang dargestellt, vielmehr als die Reaktion eines Getriebenen um des Vergessens Willen.

(Ernst Barlach - Der Rächer)
Äußert auffallend ist ihre ambivalente Sprache. Sie versachlicht die Poesie, bildet mit extrem nüchterner Sprache Bilder von solch einer Intensität und bewegt sich mal betrübt tanzend, mal freudig weinend zwischen Traumwelt und Realität. Sie mag keine Konjunktive, und keinen Imperfekt, keine langen Satzbauten, sie spricht das Unaussprechliche direkt an.
Im Nachwort bekommt man zu spüren, dass das Schreiben dieses Buches im Alleingang für Herta Müller eine große Überwindung war und viel Kraft kostete. Sie verdient die Anerkennung alleine für das 'zu Papier bringen' und in diesem Sinne auch verewigen einer so schrecklichen Geschichte.
4 comments:
Herta Müller liest im November an meiner schrecklichen Uni. Ich muss mal schauen welcher Tag, aber ich glaub es war der 30.
Danke (: Heute hab ich einen Wutanfall bekommen, weil ich es nicht geschafft habe, Blätter an der Bindemaschine richtig zu löchern und hinterher eine Spirale durchzufummeln. Ich hab rumgeschrien und die Spirale durchs Büro geschmissen. Das sagt ja wohl alles.
Na ja, morgen geht es auch erstmal auf dieses Einkehrtage/Wochenendseminar-Ding, bis Sonntag, vielleicht wird das ja ein klein wenig erholsam. Obwohl ich das nicht glaube.
Unser Chor hat gestern und heute sehr schön gesungen und wir haben viel Lob bekommen :D
Das ist ein toller Eintrag. Ich konnte gestern leider gar nicht lesen. Irgendwie sind so viele Sachen in meinem Kopf gerade. Die Diplomarbeit vor allem. Ich nehm mir aber heute einfach nochmal eine Stunde zwischendurch.
Das ist interessant. Ich habe beim Lesen auch an Ernst Barlach denken müssen. Allerdings eher indirekt. Irgendwie erinnert mich "Atemschaukel" an ein Buch, dass wir in der Schule gelesen haben: "Sansibar oder der letzte Grund" hieß das. Von Alfred Andersch. Da geht es um eine Plastik, die der "Lesende Klosterschüler" heißt und die von einer echten Plastik von Ernst Barlach inspiriert ist. Ich glaube, ich musste daran denken, weil dieses Buch auch so eine Kälte und Distanz ausstrahlt, gleichzeitg aber extrem bewegend und unter die Haut gehend ist.
Und jetzt liest du Nabokov! Ich habe im Frühling diesen Jahres Lolita gelesen und lange lange hat mich ein Buch nicht mehr so umgehauen.
Habs fein!
Ach ja, was ich vorhin vergessen hatte: Wie denkst du eigentlich über den Traum mit dem weißen Schwein? Ich grusel mich immer sehr bei der Vorstellung. Was hat der zu bedeuten?
niemand braucht hier angst um mich zu haben :)
ach hannah, ich würde am liebsten gleich zwei wochen bleiben!
ich freu mich so ich freu mich so! heute schreibe ich nur "schnell" meine hausarbeit fertig, dann lerne ich noch 2 wochen wie besessen, und dann bin ich schon da. juhaaa!
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