Von Hungerengel, Schwarzpappeln und Kuckucksuhren
ATEMSCHAUKEL
von Herta Müller
Tag 1
Seite 114: gewaltige Sprache, schwer getragen, elegisch, schwarz-weiß und trotzdem voller gewaltigen, poetischen Metaphern und etymologischen Widersprüchen [...monströs schön, makellos hässlich...] [...dieser Baum ist anspruchslos und ausgesprochen schön. Aber majestätisch verlogen. Wieso nennt er sich SCHWARZPAPPEL mit seinem weißen Stamm... Wenn man die halbe Nacht auf die Erschießung gewartet hat, ist der Name nicht mehr verlogen...] Doch die ganze Geschichte ist ein Widerspruch ansich. Es ist Kriegsende und doch scheint es, also ob das ganze Unheil noch bevorstünde. Wer nicht an die Front muss, wird in ein Arbeitslager deportiert.
Hunger und Arbeit ergeben das zentrale Sujet, unterschwelig auch die Angst, nie wieder heimzukehren. [...ich weiß du kommst wieder... ... ja, aber weißt du eigentlich, wie schwer das ist...]
Bis jetzt ging mir das Gelesene, trotz der distanzierten Sprache und Gefühlswelt des Protagonisten, sehr unter die Haut. Es ist aufwühlend und verstörend, düster und kalt aber trotzdem äußerst poetisch!
[...ich sah nie Menschen in den Höfen. Ich wollte Leute sehen, die nicht im Lager leben, die ein Zuhause haben, einen Zaun, einen Hof, ein Zimmer mit Teppich, vielleicht sogar einen Teppichklopfer. Wo Teppiche geklopft werden, dachte ich, kann man dem Frieden trauen, dort ist das Leben zivil, dort lässt man die Leute in Frieden...]
(Käthe Kollwitz)

(erinnert mich an mein Kopfkino zu diesem Buch...)
1 comment:
Ich habe gstern Abend auch angefangen. Leider hat mich meine Müdigkeit daran gehindert soviel zu lesen, wie ich gerne gelesen hätte. Die Sprache zieht einen wirklich in ihren Bann. Obwohl sie so merkwürdig ist. Mir ist da besonders so eine Stelle aufgefallen, wo er schreibt, dass Dinge sich seiner nicht mehr erinnern. Wer sich an wen erinnert gerät irgendwie durcheinander. Ich bin auch aufgeregt "offiziell" etwas darüber zu schreiben. Normalerweise unterhalt ich mich ja fast nie über Bücher...
Einen definitiven Lieblingsautor habe ich nicht. Eher mehrere: Dostojewski, Nabokov, Houllebeque, Cormac McCarthy. Und Terezia Mora. Ich glaube die würde dir auch sehr gut gefallen. Das Buch heißt "Alle Tage". Sie hat jetzt ein neues veröffentlicht, was ich noch nicht gelesen habe. Aber "Alle Tage" ist eines der tollsten Bücher, die ich jemals gelesen habe.
Das Käthe Kollwitz Bild ist auch ganz großartig.
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